Die Geschichte einer Farbe, des Färbens und des Druckens.

Das Handwerk Blau machen bedeutet nicht, nichts zu tun.

Vielen ist die Technik als Blaudruck bekannt. Der Begriff führt allerdings auf eine falsche Fährte. Denn die Stoffe werden nicht blau bedruckt, sondern blau gefärbt. Die weißen Muster werden beim Färben ausgespart bzw. reserviert. In der Fachsprache nennt man das Verfahren auch Reservedruck.

 

Mit uralten Modeln, Blöcken aus Linden- oder Birnenholz mit Messingstiften, wird der sogenannte Papp auf den Stoff aufgebracht. Die streng geheime Mischung aus Gummiarabikum, Tonerde und andere Bestandteilen verhindert, dass das Blau später an dieser Stelle eindringen kann. Nach dem Bedrucken trocknen die Stoffe ca. vier Wochen bis zum nächsten Arbeitsschritt. Nach dem Färben wird der Papp wieder ausgewaschen. So entsteht ein weißes Muster auf blauem Grund.

 

Wir Färber spannen die Stoffbahnen auf kleinen Messinghaken in den Sternreifen über der Küpe. Die an den Rändern entstehenden kleinen Löcher sind typisch für den Blaudruck. Wasser, pflanzlicher Indigo und Kalk sind die Hauptbestandteile der Küpe. Die wertvolle Flüssigkeit reicht für unzählige Färbeprozesse und muss zwar öfter aufgefüllt, aber nur alle 20 bis 25 Jahre gewechselt werden.

 

Der Stoff taucht für etwa zehn Minuten in die Küpe. Wird der Stoff herausgezogen, ist er noch gar nicht Blau. Erst die Oxidation an der Luft lässt die Farbe von Gelb über Grün zu Blau umschlagen. 8- bis 10-mal wird dieser Vorgang wiederholt, bis der gewünschte Blauton erreicht ist. Wer sich das Rechnen ersparen will: Allein dieser Arbeitsschritt dauert bis zu drei Stunden. 

 

Nach dem Auswaschen des Papps, trocknen die Stoffbahnen im Garten in der Sonne. Während des Trocknens haben die Färber nicht viel zu tun. Die Luft macht den Stoff blau und auch wir Färber können jetzt „blaumachen“.

Miriam Koó beim Drucken
Die bedruckten Stoffe werden auf den Sternreifen gespannt
Die Stoffe in der Indigoküpe
Miriam wäscht die Stoffe aus
Die Stoffe trocknen in Sonne und Wind
Fertig zum Verarbeiten

Seit dem Altertum Der Ursprung des Blaufärbens wird in Indien vermutet.

Blaumachen, in die Mangel nehmen, sein blaues Wunder erleben – Blaudruck gibt es schon so lange, dass er selbst auf unsere Alltagssprache abgefärbt hat. Sein Ursprung führt nach Indien, von wo er sich über den Orient bis hin nach Afrika ausbreitete.

 

Auch in China, Indien und Ägypten lässt sich das Blaufärben mit Indigo bis ins Altertum zurückverfolgen. Eine Kindertunika aus dem 4. Jahrhundert, endeckt in einem Grab in Achmim in Ägypten, gilt als einer der ältesten erhaltenen Blaudruckstoffe. Marco Polo brachte im 13. Jahrhundert den Indigo von seinen Reisen in den Orient nach Europa mit. Schlangenbisse, Hautentzündungen, und Zahnschmerzen wurden in Japan mit Indigo behandelt. Auch gegen das Grauwerden der Haare und das zu rasche Altern sollten die Indigosamen helfen. In Mitteleuropa wurde zum Blaufärben der heimische Färberwaid verwendet, dessen Hauptanbaugebiet in Thüringen lag. Aufgrund der großen Distanz und des hohen Preises, war Indigo lange Zeit keine Konkurrenz zum Waid. Erst mit der Entdeckung des Seeweges nach Indien durch Vasco da Gama um 1498 änderte sich das.

Indigostrauch
Indigo
Die Hände vom Joseph

Die Kunst des Blaufärbens Indigo färbt die Stoffe blau.

Indigo färbt die Stoffe blau, aber wie kam man auf die Idee der weißen Muster? Darauf kam man wahrscheinlich zufällig, als man entdeckte, dass sich gewisse Flecken auf den Stoffen nicht anfärbten. So begann man bewusst zu experimentieren, abzubinden, Steine in den Stoff zu schnüren, Lehm und Wachs aufzutragen und entwickelte so den Papp, um dessen Rezept die Blaudrucker seit jeher ein Geheimnis machen.

 

Da die Blaudruckgesellen um ihren Meister zu erlangen drei Jahre lang auf die Walz gehen mussten, verbreitete sich der Blaudruck rasch in ganz Mitteleuropa. So ist auch die Ähnlichkeit der Modelmuster zu verstehen. Den größten Aufschwung erlebte der Blaudruck im 17. und 18. Jahrhundert. Wissenschaft und Forschung begannen sich für den Indigo zu interessieren und lernten seine Struktur zu entschlüsseln und nachzubauen. Um 1880 gelang Adolf von Baeyer die Indigosynthese.

 

Mit zunehmender Industrialisierung und der Entdeckung der Indanthrenfarben ging der Blaudruck immer mehr zurück. Zu mühselig und aufwändig war die Herstellung und nur wenige Betriebe haben sich erhalten. Unserer ist einer davon.

Kunst & Individualität
Kunst & Individualität

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Der Blaudruck erlebt heute wieder eine Renaissance. Das Handwerk und seine Individualität sind wieder gefragt, und darüber freuen wir uns.


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